....am nächsten Tag möchte ich noch andere Pflanzen besser kennen lernen:
RINGELBLUME
„Wo ist die Ringelblume? Ach, da bist du ja! Schönen Tag wünsche ich dir! Zeigst du dich mir? Ich würde dich gern besser kennen lernen. Welche Kraft ist dir eigen?“ Aus der Ringelblume kommt eine kleine, orangefarbene Gestalt heraus, sie schaut aus wie eine reife, selbstbewusste und selbstbestimmte Frau. Sie hat ein zipfeliges orangefarbenes Kleid, setzt sich an den Rand der Blüte und unterhält sich mit mir:
„Ich bringe den Menschen Selbstvertrauen und persönliche Stärke. Deswegen bin ich auch körperlich geeignet bei Verletzungen, Leberproblemen, Hormonstörungen und für allgemeine Stärkung. Ich bringe auch Mut und Durchsetzungskraft.“
Mein Herz ist voll Freude. „Du gefällst mir. Es freut mich, dass ich dich jetzt so kenne. Ich trinke nämlich oft und gern den Tee von dir. Wenn ich dann wieder bei normalem Bewusstsein bin, werde ich mich an dich erinnern und dich malen. Ist dir das recht?“
Die kleine Elfe springt auf, dreht sich freudig, auch um sich mir von allen Seiten zu zeigen, klatscht in die Hände und ruft: „Schön! Dann werden noch mehr Menschen um unsere verborgenen Heil-kräfte wissen! Mach das nur!“
BRENNESSEL
„Gut, danke. Ich schaue mich noch im Garten ein bisschen um, vielleicht wollen auch andere...“ Bevor ich den Satz zu Ende sprechen kann, ruft mich schon die Brennnessel zu sich. Ein grünes Männchen, mit spitzem grünem Hut, mit zottigen Hosen und Hemd, stellt sich mir vor:
„Ich vermag den resignierten und sich schwach fühlenden Menschen meine Kraft vermitteln, und die ist... “ – er dreht sich auf der Ferse um – „ ...sich das Falsche nicht gefallen zu lassen und sich zu wehren. Ich führe die Menschen aus Unterwürfigkeit und angelerntem „Ja-sagen“ heraus. Ich lasse sie deutlich spüren, wenn sie was nicht wollen. Gut, gell?“
Ich muss lachen. Er ist irgendwie witzig.
„Super, ich danke dir. Auch für deine Hilfe danke ich dir, da ich einen Tee von dir schon oft getrunken habe, aber nicht wusste, was für Kräfte du hast. Ganz beachtlich!“ Ich verneige mich, und mit belustigtem Blick schaue ich weiter in die Runde.
SALBEI
Meine Aufmerksamkeit erregt ein größerer blühender Salbeibusch. Aus ihm tritt eine schöne Frau mittleren Alters hervor, im tiefblauen, enganliegenden Kleid. Sie ist schlank und schaut sehr edel aus. Eine Dame eben.
„Hallo, Salbei, nett dich zu sehen hier. Magst du mir erzählen, welche Kräfte du hast?“
Die Salbeidame erklärt: „Wie du weißt, kann ich sowohl Kälte als auch Hitze ertragen. Ich bin vom Geschmack her sowohl lieblich wie auch streng. Ich bin die Mitte. Beim Menschen als Tee oder Bachblüten angewandt stärke ich die Kraft, in der Mitte zu bleiben und sich von äußeren Einflüssen nicht überwältigen zu lassen. Ihr könnt mich nutzen, wenn euch Extreme zu überwältigen drohen, z.B., wenn ihr zu viel Fettes oder Süßes gegessen habt. Ich beschränke schädliche Einflüsse, denn ich bin das Maß.“
Ich bin wirklich angenehm überrascht, wie genial die Schöpfung ist. Ehrerbietig verneige ich mich vor der Salbeidame und sage zwar schlicht, aber aus vollem Herzen: „Ich danke sehr.“
Dann schaue ich mich wieder um.
GÄNSEBLÜMCHEN
„Äh, Gänseblümchen! Hallo!“ Es zeigt sich ein ganzer Teppich von Gänseblümchen und viele kleine Wesen toben auf ihm herum. Es sind die Gänseblümchen-Elfen. Sie merken meine Anwesenheit, hören aber nicht mit dem Rumtollen auf. Sie schauen wie größere Kinder aus, kurz vor der Pubertät, ohne einen großen Unterschied zwischen Buben und Mädchen. Die Mädchen haben Zöpfe und kurze Röcke, aber alle sehen sportlich und gesund aus und irgendwie erinnern sie mich an Turnunterricht in der Schule. Sie springen von Blüte zu Blüte, drehen Saltos in der Luft, sehr freudig und wendig. Hier ist nicht viel zu reden. Es ist aus dem Bild klar, wozu sie gut sind: Für die Vitalität, körperliche Kraft und Wendigkeit, Kräfteerneuerung. Man weiß ja, da wo der Rasen kurz gehalten wird, wachsen sie in Fülle und ertragen fast alle Bedingungen. Sogar im Januar habe ich sie schon blühen sehen.
Die Kleinen wecken mütterliche Gefühle in mir und ich beobachte sie zufrieden über ihre strotzende Gesundheit, so wie eine Mutter ihre Kinder stolz beobachtet.
BEINWELL
Der nächste an der Reihe ist der Beinwell. Das ist eine Pflanze, die unsere europäischen Völker als den größten Knochen- und Wundheiler kennen. Der Beinwell ist wie ein bio-Klebstoff, oder, besser gesagt, Klebstoff für lebendiges Gewebe. Verletzte Knochen, gerissene Sehnen, Verletzungen des Muskels – das sind seine Hauptwirkungsgebiete. Aber auch von der Heilung eines krebszerfressenen Kiefers habe ich mal gelesen.
„Hallo, Beinwell! Große Freude, dich hier kennen zu lernen! Ich habe große Achtung vor deinen Fähigkeiten!“ Dabei muss ich an einen kleinen Welpen denken, gerade einen Monat alt, welches sich ein Bein gebrochen hat. Dieses kleine Ding konnte einfach nicht ruhig sein, es bewegte sich unentwegt, wenn es gerade nicht geschlafen hatte. Es war sehr schwierig, den gebrochenen Fuß ruhig zu stellen. Nicht mal der Tierarzt hat es richtig geschafft, und außerdem hat er was erzählt von über zwei Monaten Heilung und über die Möglichkeit einer bleibenden Behinderung ... jeden Tag haben wir daheim die Schiene abgenommen und Beinwellwurzel reingetan, wieder angebunden. In nur 10 Tagen war der Knochen verheilt und unsere Angst, dass der Hund behindert bleiben würde, verwandelte sich in große Freude über das gemeinsame gelungene Werk.
„Magst du mir zeigen, was dahinter steckt, hinter deinen Fähigkeiten?“
Er – das kleine männliche Wesen – zeigt mit dem Finger auf seinen Hut. Der Hut hat die Form einer Beinwellblüte und ist ebenfalls violett. Von der Spitze des Hutes zieht sich ein Lichtfaden nach oben in den Himmel. Interessant. Der Beinwell hat eine Verbindung zum Himmel. Was mag es wohl bedeuten?
„Die meisten Menschen verletzen sich, weil sie gerade etwas tun oder denken, was ihrer Bestimmung nicht entspricht. Ich helfe ihnen zurück auf den Weg ihrer Bestimmung, so dass die Verletzung dann schnell geheilt werden kann. In solchen Fällen sind sie bei ihrem Tun nicht ganz bei der Sache. Ihre Seele ist unzufrieden mit dem, was der Verstand glaubt, tun zu müssen.“
„Danke, Beinwell, hmm, das ist sehr interessant. Aber jetzt muss ich mich schon verabschieden. Die Trommel ruft, und auch so bin ich jetzt voll von neuen Erkenntnissen, die ich zuerst aufs Papier bringen will. Danke. Du ehrst mich.“
Ich drehe mich zu allen Pflanzen im Garten, breite die Arme aus und rufe zum Abschied: „Ich danke euch, ihr Lieben, bis zum nächsten mal!“ und schreite durch das Blumentor zurück zur Wiese.
*
Aufzeichnung des Webinars, wo du es selbst lernen kannst: AUFZEICHNUNG
Schamanin Namu