* Gespräch mit Mütterchen Zwiebel

“Hallo, Zwiebel! Danke, dass du mir geholfen hast bei den Lungenproblemen. Es war super schnell weg. Magst du mir sagen, was deine Kräfte sind und wie die Menschen sie am Besten nutzen können?”

Ein dickes Mütterchen erscheint vor der Pflanze. „Siehst du, wie ich aussehe? Und ich bin scharf, nicht?“

„Ja, ich sehe. Du umhüllst und schützst, richtig?“

„Richtig. Und da ich schleimig bin, schütze ich die Schleimhäute, das heißt, alle inneren Häute. Ich lasse schädliche Substanzen nicht ins Gewebe. Deswegen isst ihr gern Zwiebeln zum Fleisch. Aber gekocht habe ich nicht mehr viel Wirkung.“

„Gut, das verstehe ich. Aber wie hast du mir geholfen bei meiner Lungenentzündung oder was es war?“

Das Mütterchen lächelt, greift hinter sich und zieht einen kleinen grünen Jungen hervor. „Das ist mein Sohn.“

Der Junge ist grün und irgendwie spitzig. Es scheint aber, er mag sich mit mir gar nicht unterhalten. Er schaut mich an und verschwindet wieder in der Zwiebel. Das Mütterchen jedoch fährt fort: „Die grünen hohlen Stengel der Frühlingszwiebeln haben eine besondere Kraft. Sie können die Winterstoffe vertreiben.“

„Winterstoffe?“ frage ich verwundert.

„Ja, im Herbst isst ihr doch Obst und Beeren, die sind meist süß-sauer. Und dann isst ihr auch viel Fett. Das sind Stoffe, die eure Körper für den Winter vorbereiten. Aber im Frühjahr ist Zeit, wieder auf die wärmere Zeit umzuschalten, die Winterstoffe müssen weg. Dazu ist mein geliebter Sohn sehr geeignet.“

„Ah, so. Winterstoffe. Das ist sehr interessant. Ja, es stimmt, jetzt im Frühjahr habe ich keine Lust mehr auf Trockenobst und Nüsse. Im Herbst jedoch konnte ich gar nicht genug kriegen. Haben die Frühlingszwiebeln mir also geholfen, die ich gestern aß?“

Mütterchen nickt, schau mich aber nicht an, weil sie jetzt angefangen hat zu stricken. Sie wirkt sehr ruhig und stabil.

„Danke, Mütterchen Zwiebel.“

Sie nickt nochmal, schaut mich an und lächelt. Ich gehe wieder.